Lexikon P bis T


P Q R S T
PSSM              Rehe SER             
                          RER Sommerekzeme             
                                                                


PSSM (Polysaccharid Storage Myopathie) Kohlenhydratspeicherkrankheit

 

Die zweite chronische Stoffwechselerkrankung, die zum Verschlag führt, nennt sich auf Englisch Polysaacharid Storage Myopathie (PSSM), was grob ausgedrückt eine Zuckerspeicherkrankheit ist. Auch diese Stoffwechselerkrankung ist vererblich in bestimmten Rassen verankert, besonders bei den typisch amerikanischen Rassen aber auch bei Kaltblütern und in gewissem Umfang auch bei Warmblutpferden. Im Gegensatz zum nervösen Typus der RER- Pferde sind PSSM- Pferde eher ruhig und tranig. Auch hier ist das Krankheitsbild sehr häufig nicht wirklich offensichtlich und vor allem als Verschlag nicht wirklich erkennbar. Die Pferde sind auffällig bewegungsunlustig, sind steif und energielos. Das Krankheitsbild ist meist ganz und gar nicht so, wie man sich einen klassischen Verschlag vorstellt, wo sich das Pferd nicht mehr von der Stelle rühren kann. Erschwert wird die Erkennung bei den meisten Pferden dadurch, dass es ein Dauerzustand ist, der eben mal mehr oder weniger ausgeprägt ist. Bei manchen betroffenen Pferden sind die Symptome dann aber schon so stark, dass man deutlich den Verschlag sieht, bis hin zu lebensgefährlichen Episoden. Einige Videos, die den Krankheitsverlauf und die anschließende Heilung zeigen.

 

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Die definitive Diagnose wird auch hier wieder über die Muskelenzyme gestellt. Bei vielen Pferden liegen die Werte schon im erhöhten Bereich, selbst wenn sie gar nicht gearbeitet werden. Nach einer viertel Stunde leichter Trabarbeit steigen die Muskelwerte um 1000 oder mehr Einheiten an. Für eine genaue Diagnose ist auch hier eine Muskelbiopsie anzuraten, mit der eine definitive Abklärung möglich ist. Der Hintergrund der Erkrankung ist eine ungewöhnlich hohe Aufnahme von Polysacchariden (Zuckern) in die Muskelzellen, die dort gespeichert werden. Der Grund hierfür scheint eine erhöhte Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen zu sein.

 

<h2>Ernährung von Pferden mit PSSM und RER</h2>

Betroffene Pferde bedürfen lebenslang einer spezifischen diätischen Versorgung. Eine jüngere Studie zeigt, dass die Intigrität der Muskulatur genetisch disponierter Pferde bereits prophylaktisch von einer angepassten Ernährung profitiert.

Im Hinblick auf die Ernährung entscheidend sind ein geringer gycaemischer und insulinaemischer Index und ein hoher Fettgehalt des Futters. Dies bedeutet, dass selbst immobile Pferde obligatorisch fettreiches Krippenfutter zu sich nehmen müssen, welches zudem nur ein Minimum an leichtverdaulichen Kohlenhydraten (Stärke, Mono- und Disaccharide) enthalten darf. Derartige Fütterungsverhältnisse sind schwer realisierbar und die Akzeptanz entsprechender Futtermischungen ist gering.

Mit MUSCLE PROTECT wurde ein Mischfuttermittel entwickelt und in wissenschaftlichen Studien getestet, welches zur Ernährung von Pferden mit PSSM geeignet ist und zudem spontan aufgenommen wird. Die gesonderte Gabe eines passend konzipierten Mineralfutters erlaubt die problemorientiert notwendinge, unabhängige Zufuhr von Energie einerseits und Mengenelementen, Spurenelementen und Vitaminen andererseits.

In Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig entwickelt und getestet.



SER RER PSSM
Auftreten sporadisch chronisch chronisch
Verlauf akut schleichend schleichend
Schweregrad mild bis hochgradig meist mild bis schwer erkennbar meist mild bis schwer erkennbar
Ursache Belastung nach Ruhetag mit voller Fütterung Vererbliche Stoffwechselstörung mit Anfälligkeit auf Stress Stoffwechselstörung mit übermäßiger Einlagerung von Zucker in Muskulatur
Auslöser Überlastung und Überversorgung mit Kohlehydraten Stress und Hypernervosität bei ganz normaler Arbeit Ganz normale Arbeit
Therapie Akutversorgung (Notfall) Kohlehydrate in der Ration z.T. durch Fett (Leinöl) ersetzen Kohlehydrate in der Ration z.T. durch Fett (Leinöl) ersetzen
Vorsorge Vernünftig und gleichmäßig belasten, keine Überfütterung wenn nicht gearbeitet wird Immer gleichmäßig und regelmäßig belasten. Möglichst viel Auslauf. Jeglichen Stress vermeiden, Vit E und Selen zufüttern Immer gleichmäßig und regelmäßig belasten. Möglichst viel Auslauf. Vit E und Selen zufüttern

Hufrehe durch Fruktane im Weidegras?

 

Hauptverursacher bei der durch Grasaufnahme bedingten Rehe scheint eine bestimmte in Pflanzen vorkommende Art von langkettigen Zuckern zu sein. In der Biochemie heißt diese Substanz "Fructan", ist ein Polysaccharid und dient in Pflanzen als kurzfristiger Energiezwischenspeicher. Bis zu 90% der Energie wird in Gräsern als Fruktan gespeichert, der Rest in Form von Stärke. Die bisherige Annahme, dass Proteine der Auslöser für die Weide bedingte Rehe sind, ist falsch.

 

Die Fotosynthese der Pflanzen und somit die Produktion von Energie ist abhängig von Lichtmenge bzw. Sonneneinstrahlung sowie Wärme und dem Vorhandensein von Wasser und Luftfeuchtigkeit. Je wärmer und feuchter desto intensiver läuft die Fotosynthese und damit die Produktion von Energie und Energieträgern im Gras. Wenn durch entsprechende Witterungs- Und Tageslichtbedingungen mehr Energie und damit mehr Zucker gebildet werden können, beginnt die Pflanze den Zucker in Fruktan umzuwandeln, um die überschüssige Energie zwischenzulagern. Die Fruktan-Energiespeicher werden dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgebaut und beim Pflanzenwachstum verwendet.

 

Aufgrund ihrer Struktur gehören die Frucktane zu den rasch fermentierbaren Kohlenhydraten, die im Dickdarm des Pferdes einem schnellen mikrobiellen Abbau unterliegen. Die bei der Fermentation entstehenden Produkte können durch die vorgeschädigte Darmschleimhaut in den Blutkreislauf gelangen, gefäßverengend wirksam werden und eine Hufrehe auslösen.

 

Die Menge der gebildeten Fruktane hängt aber noch von zahlreichen anderen Faktoren ab. Sie ist unterschiedlich je nach Pflanzenart, der unterschiedlichen Pflanzenbestandteile, dem Reifheitsgrad der Pflanze sowie der Tageszeit und saisonalen Effekten. Die Schwankungen in der Fruktankonzentration erfolgen binnen weniger Stunden, sodass am Vormittag eine völlig andere Situation herrschen kann als am Nachmittag.

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Kaltes Wetter oder Nachtfrost Kein Wachstum aber gesteigerte Fruktanspeicherung Rehegefahr
Kaltes oder frostiges Wetter und strahlender Sonnenschein Sehr hohe Energieproduktion und massive Speicherung von Fruktan, da kein entsprechendes Wachstum Sehr hohe Rehegefahr
Bedeckter Himmel Wenig Energieproduktion Geringe Rehegefahr
Warmes Wetter, bedeckt und genügend Feuchtigkeit Wenig Energieproduktion aber Wachstum und Abbau der Fruktanspeicher Abnehmende Rehegefahr
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RER (Reccurent Excertionel Rhabdomyolysis) Wiederkehrender belastungsbedingter Verschlag

RER ist vor allem ein Vollblüter-Problem, kann aber als vererbliche Erkrankung natürlich auch bei Warmblütern und anderen Rassen auftreten. RER hat mit Stress zu tun und trifft vor allem die hypernervösen, überdrehten Tiere und da wiederum offensichtlich vermehrt die Stuten. Ganz alleine der Stress ist es dann aber auch nicht, denn die Menge der Kraftfutterration und Mineralstoffinbalancen kommen als zusätzliche Auslöser mit hinzu. Die übernervösen Tiere schwitzen meistens auch mehr als ihre stoischen Artgenossen. Der Elektrolytverlust ist entsprechend hoch. Fehlt dann der balancierte Ausgleich von Salz und Mineralstoffen, steigt die Verschlagsneigung bei empfindlichen Tieren sprunghaft an. Da reicht dann manchmal schon etwas Speisesalz zuzufüttern, um die Verschlagsneigung zu senken.

 

Leider ist es damit meist nicht getan, weil auch Verschiebungen des Calcium- Phosphor- Gleichgewichtes, ungenügende Vitamin E - oder Selenversorgung und andere Faktoren als Auslöser in Frage kommen.

 

Und nun kommen noch die Hormone ins Spiel. Denn Stuten sind wesentlich anfälliger für diese Spielart der Erkrankung, was wohl mit den weiblichen Geschlechtshormonen zusammenhängt. Die entsprechenden Stuten sind dann besonders während der Rosse vermehrt gefährdet, weshalb man dann versucht, die Rosse und den Zyklus zu unterdrücken. Dies geschieht in der Regel durch die Gabe von Schwangerschaftshormonen.

 

Die klinischen Anzeichen bei chronischer RER sind in der Regel wesentlich milder als bei der sporadisch akuten Verlaufsform. Der Verlauf kann durchaus so sein, dass der unaufmerksame Reiter die Krankheit gar nichts bemerkt. Die Pferde sind einfach ein wenig steifer, schwitzen vermehrt und bringen nicht die erwartete Leistung. Viel mehr ist äußerlich nicht zu bemerken. Außerdem tritt das Problem eher auf, wenn die Pferde fit werden und im vermeintlich guten Trainingszustand sind. Aufregung und Nervosität ist dann der Auslösefaktor, der zum Muskelzerfall führt. Bei RER handelt es sich also nicht um ein Überanstrengungsproblem. Wenn Reiter und/ oder Tierarzt nicht merken, dass RER im Hintergrund abläuft und das Tag für Tag, wird die Muskulatur jedes Mal ein wenig mehr geschädigt, bis irgendwann einmal gar nichts mehr geht. RER hat wie bereits gesagt im Gegensatz zu SER (dem sporadischen akuten Verschlag) nichts mit Überanstrengung zu tun und kann außerordentlich leicht übersehen werden. Trotzdem kann es auch bei RER zu schweren Krankheitsfällen kommen.

 

Der einzig einfache Nachweis läuft über die Blutprobe, wo man dann dauerhaft erhöhte Muskelenzymwerte findet. Aber lassen Sie sich nicht in die Irre führen. Leicht erhöhte Werte sind nach Belastung völlig normal und haben nichts mit Krankheit zu tun. Für eine exakte Diagnose ist es sinnvoll einen Belastungstest durchzuführen, bei dem das Pferd aber nicht maximal ausgelastet wird. Die sicherste Diagnose lässt sich über eine Muskelbiopsie stellen, was einen kleinen operativen Eingriff in tiefer Sedation bedeutet.

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SER (sporadic exertional rhabdomyolosys) Sporadischer akuter Kreuzverschlag

Die "harmloseste" Form des Kreuzverschlages ist diejenige, bei der keine Stoffwechselerkrankung als Ursache für den Verschlag zu Grunde liegt, denn ist bei Behandlung in er Regel heilbar. Dies ist die sporadisch auftretende Form des Kreuzverschlages bzw. SER. Hier trifft es vor allem Pferde, die zu schnell im Training gepuscht wurden, im klassischen Sinn überanstrengt wurden oder aber Pferde, die volle Pulle gefüttert aber nur gelegentlich belastet werden - dann aber gleich richtig. Gerade bei Distanz- und Buschpferden, die bis zur Erschöpfung geritten wurden, kommt es dann zu fürchterlichen Kreuzverschlägen. Auch wenn Pferde konditionell wegen einer durchgemachten Virusinfektion (wie Herpes oder Influenza z.B.) geschwächt sind und dann normal belastet werden, kann es zu solch einem Kreuzverschlag kommen. Bei diesen, eigentlich nur gelegentlich auftretenden Verschlägen, besteht durchaus Lebensgefahr, wenn der Muskelzerfall so groß ist, dass es zur Zerstörung der Niere kommt. Die Niere verstopft durch die Zerfallsprodukte der Muskulatur und die Pferde sterben an Nierenversagen.

 

<h2>Die chronischen Verlaufsformen RER und PSSM</h2>

Die von dieser Erkrankungsform geplagten Pferde haben alle ein Muskelstoffwechselproblem. Bei vielen von ihnen reicht schon geringste Muskelaktivität, um einen Verschlag auszulösen. Selbst wenn vom Reiter alles richtig gemacht wird, die Fütterung stimmt, ein moderates aufbauendes Trainingsprotokoll eingehalten wird, werden diese Pferde während oder nach der Arbeit steif und sind oft nicht normal reitbar. Die Forschung hat inzwischen zwei verschiedene Stoffwechselerkrankungen identifiziert (vermutlich gibt es noch mehr). Beide sind vererbbar und in den verschiedenen Rassen in unterschiedlichem Ausmaß genetisch verankert.

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Sommerekzem

Von der Problematik Sommerekzem sind immer mehr Pferderassen (z. B. Isländer, Shetland Ponys, etc.), zucht- und haltungsbedingt betroffen. Aufgrund der modernen Selektionszucht werden Stoffwechselprobleme und Immunschwächen verstärkt.

 

Des weiteren werden den Pferden durch Umwelteinflüsse und Schadstoffen (wie z.B. durch Luftverschmutzung, Düngemittel, Pestizide, usw.) über die Nahrung zugeführt. Durch zu fette, kräuterarme Weiden (sehr eiweißhaltig und zu wenig Rohfasern) wird das Tier mit Proteinen überversorgt. Die Gabe von Hafer, Mais, etc. führt zu einem Überschuss an Glukose und Stärke. Die Überversorgung führen dann dazu, dass der Stoffwechsel so stark beeinträchtigt wird, dass die Funktion von Darm, Leber und Nieren langfristig sehr stark eingeschränkt wird. Dadurch werden die nicht verbrauchten Proteine im Körper abgelagert und wandeln sich im Zusammenspiel mit Glukose und Stärke stoffwechselbedingt in Toxine um. Der Pferdekörper entsorgt diese wiederum über sein größtes Entsorgungsorgan - die Haut. Daraus können Erkrankungen wie z.B. Sommerekzem, Arthrose, spröde und rissige Hufe, Hufrehe, etc. entstehen. Der Entsorgungsvorgang sorgt dann für ein verändertes Hautmilieu, wodurch sich die Ausdünstungen des Pferdes so verändern, dass dadurch Kriebelmücken und andere Lästlinge angelockt werden. Die Ausscheidung dieser Parasiten wie Kot, Speichel und Eier verursachen dann allergische Reaktionen.

 

Allergiebedingte Symptome und das Einnisten dieser Lästlinge lassen insbesondere in den Bereichen Mähnenkamm und Schweifrübe einen intensiven Juckreiz entstehen, unter dem das Pferd nicht nur körperlich sondern auch psychisch leidet. Auf der Suche nach Linderung versucht es, sich an allen sich bietenden Möglichkeiten zu reiben, was dazu führt, dass die Hautoberfläche verletzt wird. Die Folgen sind dann Entzündungen, Verpilzungen, verstärkter Parasitenbefall und der Verlust des Haarkleides. Der Pferdehalter versucht, durch den Einsatz von mehr oder minder wirksamen Mitteln die äußere Symptomatik in den Griff zu bekommen. Diese Maßnahmen haben alle eines gemeinsam: Sie beheben nicht die Ursache.

 

Erkrankte Pferde sollten möglichst eiweißarm ernährt werden: Spät geschnittenes Heu von mager gedüngten Wiesen, ggf. Stroh, möglichst kein Kraftfutter. Mineralstoffe und Vitamine komplett auf natürliche Versorgung umstellen. Hier haben sich Kräuter bestens bewährt.

 

Die Entgiftung des Körpers steht im Vordergrund!